Deutsche und Franzosen besuchen gemeinsam Lourinhā in Portugal

von Günther Wallburg

Lourinhā liegt 60 km nördlich von Lissabon und ist Geburtsort von vielen der in Bad Liebenzell seit Jahren lebenden Portugiesen.  Die Stadt selbst hat etwa 10.000 Einwohner, zusammen mit allen Gemeindebezirken ca. 23.000. Die Region ist sehr reich an landwirtschaftlichen Produkten und wunderbaren Stränden.   Was liegt da also näher, die Stadt an der Costa dos Dinossauros auch einmal offiziell im Rahmen des allgemeinen, städtepartnerschaftlichen Interesses zusammen mit dem Stadtseniorenrat zu besuchen. Gesagt - getan.   Ein von der Stadt Lourinhā organisierter Bus übernahm am Dienstagnachmittag, 04.10.2016 am Flughafen Lissabon 28 Gäste aus Bad Liebenzell und 18 aus Villaines la Juhel auf. Viele portugiesische Gäste begleiteten die Unternehmung.  

Der Donnerstag lag ganz im Zeichen einer Tagesfahrt zu den historischen Stätten Batalha, Alcobaça und Fatima. Batalha ist die steinerne Offenbarung des goldenen Zeitalters Portugal, wo das portugiesische Heer 1385 im Kampf für Unabhängigkeit mit Unterstützung englischer Bogenschützen gegen kastilische Truppen kämpfte und siegte. Die frühgotische Abtei Santa Maria in Alcobaça zählt zu den Meisterwerken der europäischen Zisterzienserbaukunst und Fatima zu einem der größten Wallfahrtsorte mit über 4 Mio. jährlichen Besuchern in etwa 6500 Messen. Den Abschluss bildete ein Besuch in Nazaré, weltberühmt für verschiedene Weltrekorde im Surfen der höchsten Wellen, aber auch durch sein einerseits pittoreskes Fischerdorf und andererseits kosmopolitischen Feriendomizils. Auch dieser Abend endete in einem Strandrestaurant mit Blick auf den an diesem Abend schon etwas raueren Atlantik.

 Mittwoch war das moderne Lissabon mit Expo-Gelände nördlich des Zentrums mit dem Parque das Nações (Park der Nationen) auf dem Programm, welcher 1998 die Weltausstellung repräsentierte, natürlich mit einem Besuch des größten Aquariums Europas, dem Oceanário. 10.000 Meerestiere in 7.000 qbm Wasser leben dort in unterschiedlich nachgeformten Küsten des Atlantiks, der Antarktis, des Pazifischen und Indischen Ozeans.  Nachmittags ging es in den Westen,  am Präsidentenpalast vorbei zum 1502 von 5 Baumeistern in sieben Jahrzehnten  errichteten Mosteiro dos Jerónimos. Das prachtvolle Hironimuskloster markiert den Übergang von der Gotik zur Renaissance und symbolisiert das damalige Bestreben nach einer christlichen Missionierung der neu entdeckten Welten.  Weiter zu Fuß zum Entdeckerdenkmal und dem Torre de Belém, welcher wie das Kloster selbst, heute zum UNESCO-Welterbe zählt. Der Turm diente erst als Wachturm, später als Begrüßungssymbol für den Lissabonner Hafen. Anschließend ging es mit der Fähre vom Porto Brando aus nach Frafaria, einem kleinen Fischerdorf, wo uns bereits ein köstlicher Aperitif beim Sonnenuntergang das liebevoll angerichtete Abendessen versüßte.  

Freitag war offizieller Empfang im Rathaus von Lourinhā. Oberbürgermeister Joāo Carvalho begrüßte zusammen mit dem Chef des Kulturamts, Fernando Oliveira, dem Präsidenten der Hauptversammlung, José Custodio und dem Bürgermeister, Pedro Margarido, sehr herzlich die Gäste und Besucher der Stadt. Bürgermeister Dietmar Fischer stellte Bad Liebenzell samt Teilgemeinden vor, Günther Wallburg informierte über die vielseitigen städtepartnerschaftlichen Aktivitäten und gab einen kleinen Ausblick auf das Projekt SOPHI PARK. Anschließend war Stadtbesichtigung angesagt mit Besuch der Stadtkirche und des historischen Museums.

Ein kleiner genüßlicher Höhepunkt war sicherlich nachmittags dann der Besuch mit Verkostung der Weinbrandkellerei Aguardente DOC Lourinhā. Neben den bekannten, französischen Produkten Cognac und Armagnac der einzige, DOC prämierte Weinbrand weltweit.

Anschließend wurden die Schlachtfelder und das Museum von Vimeiro besichtigt, um dann etwas hungrig in das auf Einladung der Stadt Lourinhā reservierte Restaurant Braga zu fahren. Ein ganzes Schwein am Spieß stillte schnell den Hunger, wunderbare portugiesische Klänge zweier begnadeter Musiker verzauberten den Abend in eine Atmosphäre, die es den Gästen sehr schwer machte, anschließend wieder zurück zum Hotel zu fahren.  

Samstag war wieder Lissabon angesagt, diesmal mit Schwerpunkt historisches Zentrum. Die bunte Vielfalt aus Nostalgie und Moderne macht den besonderen Charme von Portugals Metropole aus. Durch mittelalterliche Gassen der Alfama, dem maurisch geprägten Stadtviertel ging es zu Fuß hinauf zum Castelo Sāo Jorge. Das warme Licht des südlichen, azurblauen Himmels strahlte an diesem Morgen besonders eindrucksvoll. Vom Castello aus hat man einen phänomenalen Rundblick über die gesamte Stadt und den Hafen. Über die zentrale Fußgängerzone Rua Augusta mit zahlreichen, alten Kaffeehäusern, am Elevator Santa Justa vorbei, der Ober- und Unterstadt miteinander verbindet, ging  es zurück zum Opernplatz. Von dort aus hatte jeder Gelegenheit, für 2 Stunden die Stadt noch weiter für sich selbst zu erkunden, bevor es dann gemeinsam nach Óbidos ging, Portugals « Rothenburg ob der Tauber ». Ein vollständig erhaltener Stadtkern, blumengeschmückte Gassen zwischen ehrwürdigen Patrizierhäusern, einer Burg und einer begehbaren, 1,6 km lange und 13 m hohe, zinnbewehrten Stadtmauer zeichnen dieses Örtchen aus dem 17. Jahrhundert hoch über der Talebene aus. Der Tag klang in dem landestypischen Restaurant o Camilo aus, wo bereits auch am Ankunftstag bei reichhaltigem Büffet und Musik herzhaft wieder zu Abend gegessen wurde.   Sonntag ging es nach Sintra, wo sich die Reichen im 19. Jahrhundert Sommerresidenzen bauten. Der Pena-Palast und Garten sind Meisterwerke der Romantik. Er bildet den Kern dieser Kulturlandschaft Sintra. Nach ausführlicher Begehung waren alle wieder froh, nach doch etwas chaotischer Verkehrs- und Transport-Problematik, in der Stadt Sintra selbst noch den einzigen, in Portugal vollständig erhaltenen Herrscherpalast auf den Fundamenten einer maurischen Wohnburg aus dem 10. Jh. zu besichtigen und den Nachmittag bei einem guten portugiesischen Kaffee ausklingen zu lassen.   In Peniche, einem Zentrum des portugiesischen Fischfangs und mit einer Zitadelle aus dem 16 Jh., die als Kerker während der Salazar-Diktatur diente, oben an der Steilküste mit Blick auf die Inselgruppe Berlenga, einem Meeresschutzgebiet, endete der eigentliche kulturelle Teil der Reise.  

Der Abschlussabend selbst fand im Restaurant FOZ am Strand Areia Branca statt. Rundumsicht aufs Meer, üppiger Aperitif bei bestem Wetter, exzellenten Speisen und Getränken, begleitet durch FADO-Einlagen von vier Musikern und Sängerinnen. Schöner und harmonischer hätte eine Woche der interessanten Begegnungen, wunderbaren landestypischer Eindrücke und einem herzlichen Empfang nicht enden können. Alle waren sich sicher, dass dies der Beginn einer weiterzuführenden und bereichernden Freundschaft sein wird.